22 | 11 | 2024
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Für die Nachwelt gerettet

Restaurierung der ersten deutschen E-Mail

"Wilkommen in CSNET!": Mit diesem Betreff ging am 2. August 1984 die erste Internet-E-Mail ein, die an einen eigenständigen deutschlandweit verfügbaren E-Mailserver gesendet wurde. Leider existiert das elektronische Original der ersten deutschen Mail nicht mehr. Überliefert ist die Nachricht nur in Form eines Ausdrucks auf einem 90 mal 38 Zentimeter großen Stück Druckerpapier. Die Restaurierung und damit den Erhalt der äußerst gefährdeten Nachricht hat nun die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) finanziell unterstützt und so ihren Fortbestand für künftige Generationen gesichert. Denn das Druckerpapier der 1980er-Jahre ist säurehaltig, was seine Haltbarkeit stark beeinträchtigt. Dazu kommen mechanische Schäden und die verblasste Druckerschwärze. Das Stadtarchiv stellt das Projekt am 5. September beim  11. Nationalen Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts in Köln vor.

Laura Breeden, Mitarbeiterin des Computer Science Network (CSNET) Koordinations- und Informationszentrums am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, bestätigte mit der ersten E-Mail einst dem Mitarbeiter der Informatik-Rechnerabteilung an der Universität Karlsruhe, Michael Rotert, und in Kopie dessen Vorgesetztem Werner Zorn offiziell die Betriebsbereitschaft des CSNET, einem Vorläufer des heutigen Internets. Damit markiert die erste E-Mail einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Internets und des elektronischen Nachrichtenverkehrs. Prof. Rotert überließ dem Stadtarchiv Karlsruhe den Ausdruck im Jahre 2009.

Probleme der Bestandserhaltung

Die erste deutsche Internet-E-Mail veranschaulicht wie kaum ein anderes Dokument signifikante Probleme der Bestandserhaltung, mit denen Archive – wie auch andere Kultureinrichtungen – im frühen 21. Jahrhunderts konfrontiert sind: Der Ausdruck der ersten E-Mail zeigt die Flüchtigkeit digitaler Unterlagen, die oftmals nur kurze Zeit überdauern und rasch wieder gelöscht werden. Mit dem „Digital Turn“ der letzten Jahrzehnte ersetzen elektronische Überlieferungsformen sukzessive Papierunterlagen. Abgesehen von einer notwendigen Sensibilisierung in der Verwaltung für die Bedeutung und die Erfordernis zur Aufbewahrung von „born-digital“ Unterlagen, gestaltet sich gerade deren dauerhafter Erhalt als die derzeit komplexeste Aufgabe für die Archive. Der stete Wandel der Technik, von Software und Hardware, erschwert die Konzeption langzeitstabiler digitaler Archivierungslösungen und verlangt ständige Anpassungen an aktuelle Systemumgebungen.

Papier, das im Zeitraum von cirka 1850 bis in die 1980er-Jahre hinein hergestellt wurde, enthält einen hohen Säuregehalt, was eine raschere Alterung zur Folge hat. Es verfärbt sich bräunlich, wird brüchig und zerfällt schließlich. Der Zerfallsprozess bedroht die papiergebundenen Archivalien und Bibliotheksbestände nahezu flächendeckend und kann nicht gestoppt, sondern allenfalls verlangsamt werden. Hierzu dient das chemische Verfahren der Massenentsäuerung, das das Papier neutralisiert. Die Behandlung führt allerdings nicht zu einer Stabilisierung bereits brüchigen Papiers. Sie muss frühzeitig angewendet werden, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Die Massenentsäuerung kann die Probleme, die aus dem Einsatz säurehaltigen Papiers erwachsen, aber nicht lösen – das Verfahren ist zudem sehr kostenintensiv. Vielmehr muss präventiv der Einsatz von alterungsbeständigen Papieren (nach DIN ISO 9706), Druckfarben und Schreibstoffen forciert werden, wodurch Folgekosten für die aufwendige Massenentsäuerung von Papieren entfallen. Auch muss auf säure- und holzschliffhaltiges Recycling-Papier verzichtet werden. Nur so lässt sich schriftliches Kulturgut dauerhaft für künftige Generationen bewahren.

Weitere Informationen

Stadtarchiv

11. Nationaler Aktionstag

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