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Deutschland Bertelsmann-Studie

Ablehnung des Islam in Deutschland wächst

Politikredakteurin
So sehen die Deutschen den Islam So sehen die Deutschen den Islam
So sehen die Deutschen den Islam
Quelle: Infografik Die Welt
Wegen der Pegida-Proteste hat die Bertelsmann-Stiftung ihren Religionsmonitor speziell zum Islam neu ausgewertet: Das Muslim-Bild der Deutschen hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung steht den Muslimen ablehnend gegenüber – und diese Ablehnung ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis einer neuen Auswertung des Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung, die speziell die Einstellungen der Deutschen zum Islam untersucht.

Der Religionsmonitor ist die größte Studie zur Religion in Europa – im Jahr 2012 wurden 14.000 Menschen aus 13 Ländern befragt. Um zu überprüfen, wie sich die Meinung der Deutschen zum Islam in den vergangenen zwei Jahren verändert hat, gab es im vergangenen November nun eine neue repräsentative Befragung. Befragt wurden nur nicht muslimische Deutsche ab 16 Jahre. „Wir hatten schon lange eine Sonderauswertung zum Thema Islam geplant“, sagt Yasemin El-Menouar, Sozialwissenschaftlerin und Islam-Expertin bei der Bertelsmann-Stiftung. „Schließlich ist das Thema Muslime in der Bevölkerung präsent.“

Zudem hat sich seit der ersten Erhebung einiges verändert in Deutschland. In der Zwischenzeit ist die Pegida-Bewegung entstanden, und im vergangenen Jahr wurde so viel über Salafismus und Dschihadismus diskutiert wie nie zuvor. „Das Hauptergebnis der Studie ist die Diskrepanz zwischen dem sich verschärfenden Negativbild der deutschen Bevölkerung vom Islam und der tatsächlichen Lebensrealität von Muslimen“, sagt El-Menouar.

61 Prozent denken, der Islam passt nicht in die westliche Welt

Eigentlich belegt die Studie eine starke Verbundenheit der Muslime zum deutschen Staat. 90 Prozent der hochreligiösen Muslime halten die Demokratie für eine gute Regierungsform. Neun von zehn Befragten haben in ihrer Freizeit Kontakte zu Nicht-Muslimen. Und jeder zweite hat mindestens genauso viele Kontakte außerhalb seiner Religionsgemeinschaft wie mit Muslimen. Vorurteile bauen sich dennoch nicht ab – im Gegenteil: 61 Prozent der Deutschen denken, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt. Der Wert ist in den vergangenen zwei Jahren um neun Prozent gestiegen. Jeder Vierte will Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland verbieten. 57 Prozent halten den Islam für eine Bedrohung (2012: 53 Prozent).

Quelle: Infografik Die Welt

Einen solch außergewöhnlichen Anstieg nennen Wissenschaftler Periodeneffekt. „Es ist die Frage, wie es jetzt weitergeht mit den Einstellungen gegenüber dem Islam“, sagt El-Menouar. „Zunächst gehen wir einmal davon aus, dass sich die Werte wieder einpendeln werden.“

Aber auch vor zwei Jahren war die Ablehnung des Islams innerhalb der deutschen Bevölkerung schon stark. Islamfeindlichkeit ist kein Randphänomen, sondern zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Auch Menschen, die sich als tolerant bezeichnen und für religiöse Vielfalt einsetzen, lehnen den Islam ab. 85 Prozent der Deutschen sagen, anderen Religionen gegenüber tolerant zu sein.

Ein Prozent der vier Millionen Muslime gelten als extremistisch

Dieselben Befragten halten gleichzeitig den Islam für eine Bedrohung. „Der Islam selbst wird als intolerant empfunden“, sagt El-Menouar, „möglichweise wird er sogar gar nicht mehr als Religion wahrgenommen, sondern als Ideologie oder etwas Extremistisches.“ Weder die politische Orientierung, das Bildungsniveau noch der Sozialstatus beeinflussen das Islambild der Deutschen nennenswert. Entscheidender sind das Alter und der persönliche Kontakt zu Muslimen.

Von den über 54-Jährigen fühlen sich 61 Prozent durch den Islam bedroht, von den unter 25- Jährigen hingegen nur 39 Prozent. Die Angst ist zudem am stärksten dort, wo die wenigsten Muslime leben. In Nordrhein-Westfalen, wo rund 1,3 Millionen Muslime wohnen, fühlen sich 46 Prozent der Bürger bedroht. In Thüringen und Sachsen, wo kaum Muslime leben, sind es 70 Prozent.

„Der Krieg in Syrien und im Irak, die Debatten über Dschihadismus, haben das Bild einer ganzen Religionsgemeinschaft geprägt“, sagt die Leiterin der Studie Yasemin El-Menouar. „Dabei gerät außer Acht, dass die extremistischen Gruppen vor allem in Deutschland nur eine kleine Minderheit sind.“ Ein Prozent der vier Millionen Muslime in Deutschland gelten als extremistisch. Nach den Attacken in Frankreich wird es für Islamexperten in Europa viel Forschungsbedarf geben.

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